„Die Zukunft hat viele Namen. Für
die Schwachen ist sie das Unerreichbare. Für die Furchtsamen ist
sie das Unbekannte. Für die Tapferen ist sie die Chance.“
Victor Hugo
Seit
Joseph Schumpeter ist Innovation die Durchsetzung einer Neuerung
(technischer oder nichttechnischer Art), nicht alleine ihre Erfindung.
Dick Fosburys Neuerungen in der Hochsprungtechnik, die Verbreitung
von Armbanduhren, Petrarcas Aufstieg zum Mont Ventoux und Henry
Fords Automobilherstellung am Fließband sind schöne
Beispiele für verschiedene Wege, die bei der Suche nach revolutionären
Innovationen verfolgt werden.
Weg
1: Verändere Technik oder Prozess
Der Fosbury Flop: Bei den olympischen Spielen
1968 revolutionierte Dick Fosbury die Sportart Hochsprung. Bis zu diesem
Datum war die dominierende Technik der Sprung mit dem Gesicht zur Latte,
wobei die Beine scherenförmig nacheinander über die Latte geworfen
wurden und die Sportler auf ihren Beinen landeten. Fosbury dagegen drehte
sich im Sprung, warf seinen gekrümmten Rücken gefolgt von den Beinen über
die Latte und landete auf dem Rücken. Fosbury gewann die Goldmedaille
und seine Technik setzte sich innerhalb kürzester Zeit durch.
Weg
2: Erfinde neue Produkte
Der offensichtlichste und zugleich schwerste Weg revolutionärer Innovation.
Beispiele kennt jeder – man denke nur an den iPod, den PC, innovative
Finanzprodukte wie z.B. Zertifikate und Junk Bonds, ... oder die Armbanduhr:
Erstmals 1927 erscheint in einem Katalog der Firma Junghans eine Armbanduhr.
In Fachkreisen beurteilt man es als "Modenarrheit, die Uhr an der unruhigsten
und den größten Temperaturschwankungen ausgesetzten Körperstelle
zu tragen." Experten prophezeiten der Armbanduhr nur ein kurzes Leben
als skurrile Modeerscheinung.
Weg
3: Sei unkonventionell
„Den höchsten Berg dieser
Gegend, den man nicht unverdient Ventosus, den Windumbrausten,
nennt, habe ich am heutigen Tage bestiegen, einzig von der Begierde
getrieben, diese ungewöhnliche Höhenregion mit eigenen
Augen zu sehen.“
Mit diesen Worten beginnt der italienische Dichter und
Humanist Francesco Petrarca seinen Bericht über die wahrscheinlich erste überlieferte
Darstellung der freiwilligen Besteigung eines Gipfels. Am 26. April 1336
bestieg Petrarca den Mont Ventoux. Das ist für seine Zeit ein
höchst ungewöhnliches Unterfangen, dessen Innovation darin bestand,
dass es ohne festen Zweck und aus bloßer Neugierde unternommen wurde.
Einen hohen Berg zu besteigen, noch dazu ohne ein praktisches Ziel und nur
um des Naturerlebnisses willen, war für das Mittelalter undenkbar. Für
Petrarca führt sein unkonventionelles Handeln zu einer Veränderung
der Wahrnehmung seiner selbst und seiner Umwelt. Damit markiert die Besteigung
des Mont Ventoux den Anfang einer neuen Zeit: Humanismus und Renaissance.
„Die Berge der Provinz
von Lyon hingegen zur Rechten, zur Linken sogar der Golf
von Marseille und der, der an Aigues-Mortes brandet,
waren ganz deutlich zu sehen, obwohl dies alles einige
Tagereisen entfernt ist. Die Rhône lag geradezu
unter meinen Augen.“
Doch man muss nicht 670 Jahre zurück in die Geschichte reisen, um Beispiele
für revolutionäre Innovationen durch unkonventionelles Verhalten
zu finden: 1990 schuf Tim Berners-Lee das WWW durch die Entwicklung des ersten
Browsers und dessen unpatentierte Verbreitung.
Weg
4: Adaptiere
1913 führte Henry Ford in seinen Werken das Fließband ein
und revolutionierte damit nicht nur die Automobilproduktion. Weniger bekannt
ist, dass die Assembly Line nichts weiter war als eine Adaption der so genannten
Disassembly Line, die 1862 in den Schlachthöfen von Cincinnati erfunden
wurde. Während an der Assembly Line etwas zusammengebaut wurde, verwendete
man die Disassembly Line zum Zerlegen: Geschlachtete Schweine hingen an einer
rund laufenden Kette, sodass sich die Arbeiter nicht bewegen mussten, wenn
sie immer das gleiche Stück Fleisch abschnitten.
Eine spanische
Weisheit sagt:
„Reisender,
es gibt keine Straßen,
Straßen entstehen im Gehen“
In diesem Sinne
gibt es viele weitere Wege zur Innovation.
|